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[dunkelbunt]: “Musik ist mein Frühstück” – Interview zum [dunkelbunt]-Konzert in Tübingen

[dunkelbunt]: “Musik ist mein Frühstück” – Interview zum [dunkelbunt]-Konzert in Tübingen

Am 28. Juni verzaubert Ulf Lindemann, besser bekannt als [dunkelbunt], die Tübinger Waldbühne mit seinem unbeschreibbaren Sound-Mix, der keine Rücksicht auf die Jazz-Polizei oder Genre-Grenzen nimmt. Im MORITZ Interview erzählt er von der kindlichen Freude an der Musik, dem Fusions-Zeitalter und Weltmusik auf der Waldbühne. Von Alexander Hinssen @ Moritz 06/2019

Wie hast Du zur Musik gefunden?

Über die Familie und das gemeinsame Musizieren in der Familie. Das Klavier war mit sechs Jahren mein Einstieg.

Ich habe schon am Klavier gerne improvisiert und immer ein Stück ins nächste übergehen lassen. Ich habe immer eine Transition zum nächsten Song gemacht, selbst bei klassischen Stücken und das hat sich bis heute durch meine Songs durchgezogen. Ich sehe auch heute in den Sachen die ich produziere, dass alles ineinander zu morphen hat. Es ist schön, wenn sich dann am Ende eine Klanglandschaft entwickelt.

Wie würdest Du deinen Sound beschreiben?

Ja, das ist die große Frage. Es gibt einen elektronischen Unterbau, was Beats in alle Richtung seien können, vom Backbeat bis zum House, von langsam bis schnell und dort oben
drauf sitzen die Klänge und Sprachen der Welt. Ich bin eigentlich so getaktet, dass ich mich nicht zu viel wiederholen will und sehr gerne mit anderen Sängern, Instrumenten und Rhythmen arbeite und gerne alle Möglichkeiten ausschöpfe. Da habe ich einen Drang nach Unverbrauchtem und möchte einfach nach Neuem schauen. Mein Musikmachen ist einfach, weiter Kind
zu sein, spielen unter einem Deckmantel der Salonfähigkeit. Für mich ist das Zusammen-Musizieren mindestens so wichtig wie ein gutes Frühstück.

Momentan spielst Du oft mit indischen Künstlern zusammen. Was fasziniert dich an dieser Musik?

Es ist eine ganz andere Spielkultur. Was wir da machen ist einfach komplett Impro, da ist nichts falsch. Auch die Jazz-Polizei ist nicht anwesend, die uns sagt, dass darf man ja gar nicht so machen. Da herrscht noch absolute Freiheit auf dem Weg zum Ziel. Das ist ganz erfrischend anders, weil es gerade in der europäischen Musik viele Gesetze und Normen gibt an die man sich scheinbar zu halten hat. Es ist immer toll, verschiedene Musikstile zu erleben. Ich bin fasziniert, wieviel gutes Zeug weltweit und tagtäglich in Musikstilen, die ich gar nicht definieren könnte, veröffentlicht wird. Die Welt ist voll im Fusion-Zeitalter angekommen, da sind wir gerade in einer echt tollen Zeit, was Musikvielfalt angeht. Es ist befriedigend, zu sehen, wieviel noch musikalisch geht.

Du tourst ja nicht nur musikalisch durch die ganze Welt, sondern warst auch schon auf Tour durch Amerika und Australien. Wie bist du auf das Sudhaus als Tourstopp gekommen?

Ich kenne Simon V und Light Wood vom Drum-n-Bass Label »Santorin« aus Tübingen, darüber habe ich meinen Draht nach Süddeutschland gefunden. Leider habe ich bisher noch nicht die Zeit gefunden mal persönlich vorbei zu schauen, freue mich aber sehr darauf. Ein bisschen Weltmusik auf einer Waldbühne, das klingt doch auch nach einem spannenden Projekt.

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FACTBOX Tübingen
[dunkelbunt] live + Band
Fr | 28.06.2019 | Konzert @ Open Air Waldbühne, Sudhaus Tübingen
Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20.00 Uhr
Karten: AK: 24.- / VVK: € 22.-
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On Stage / On Air: [dunkelbunt] + Band LIVE @ DIF 2019

[dunkelbunt] + BAND LIVE @ Ö1-Kulturzelt Donauinselfest!
June 22th 2019, 10 pm
Ö1 Kulturzelt / Ö1 Kulturinsel @ Donauinselfest (Danube Island Festival)
(Stage 13, near Brigittenauer Bridge, 1210 Vienna)

Links:

Broadcast, Radio Österreich 1, 22.06.2019 (7 Day-Archive)
⇒ Homepage Ö1
Homepage DIF
Facebook-Event
Interview mit Klaus Oberrauner / KulturtoDate

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[dunkelbunt] + Band LIVE @ Lila Eule, Bremen – Interview mit Ulf Lindemann

Interview mit Ulf Lindemann aus Anlass des [dunkelbunt]-Konzerts in Bremen (Lila Eule), 07.06.2019

AM PULS DER ZEIT

Der zurzeit in Wien ansässige Kosmopolit Ulf Lindemann aka [dunkelbunt] verfolgt als DJ, Solist, Producer und Bandleader eine genuin transglobale Agenda und zählt seit über 15 Jahren zu Europas innovativen Protagonisten der Electronik – und Weltmusik-Szene. – Von Ruben Schiefke, Stadtmagazin DER BREMER, Juni 2019

Interview Der Bremer 06/19 Bildversion

Was verbindest du persönlich mit der Stadt Bremen?

Ich komme ursprünglich aus Hamburg, war aber früher in Bremen häufig auf Drum and Bass-Partys. Außerdem habe ich schon ein paar Konzerte in der “Eule” gespielt, entweder als DJ oder mit Band. Als ich das erste Mal nach Bremen kam, war ich sofort fasziniert vom Steintor-Viertel.

Gibt es einen Ort auf der Welt, den du noch nicht besucht hast, dies aber unbedingt noch tun willst?

Es gibt unheimlich viele schöne Orte
auf der Welt, da fällt es schwer einen bestimmten auszuwählen. Die Musik hat es mir in der Vergangenheit ermöglicht unzählige dieser Orte zu besuchen und dafür bin ich unglaublich dankbar. Irgendwann bin ich an einen Punkt gelangt, an dem ich gemerkt habe, dass ich nicht mehr so durstig nach der Ferne bin, da ich all die Erfahrungen ferner Orte immer in meinem Herzen mit mir herumtrage.

Auf deinen Alben hört man immer wieder unterschiedlichste Sprachen. Welche Rolle spielen sie in deinen Songs?

Dadurch, dass ich die meisten dieser Sprachen nicht spreche, zählt für mich eher der Klang der Sprache, als was
die einzelnen Wörter bedeuten. Jede Sprache hat ganz eigene Klangeigenschaften. Manche sind zum Beispiel eher weich, andere hingegen haben einen perkussiven Charakter. Wobei sich einige Sachen auch aus Zufall ergeben, wenn man zum Bei-
spiel mit Künstlern aus Serbien oder Russland arbeitet. Generell bin ich immer offen, für das, was anders ist.

Wie schaffst du es, das ständige Unterwegs sein mit dem Familienleben zu verbinden?

Bevor die Familie kam, war ich total
viel unterwegs. Früher saß ich zum Teil jedes Wochenende im Flugzeug. Als mein erstes Kind dann zur Welt kam, habe ich mich bewusst dafür entschieden, das Touren etwas zurück zu schrauben.

Gibt es bestimmte Rituale, mit denen du dich auf einen Auftritt vorbereitest?

Bei mir ist es meistens so, dass ich bis kurz vor dem Auftritt nochmal alle Geräte und die Technik überprüfe. Also bei mir ist da keine Erdung angesagt, wie bei manch anderen Künstlern, die sich vorher ganz in Ruhe einsingen.

Meistens komme ich nicht einmal dazu, etwas zu essen. Dann auf die Bühne zu kommen, ist für mich der entspannte Teil, da zahlt sich dann die harte Vorbereitung aus.

Deine Songs sind so vielschichtig, dass man sie auch mit einem Orchester auf die Bühne bringen könnte. Inwieweit ist das Teil deiner Zukunftsplanung?

Da träume ich schon seit ungefähr zehn Jahren von. Es scheiterte aber bis jetzt immer am Budget. Auch zu fünft oder zu sechst auf Tour zu gehen ist schon ein Kompromiss: Viel lieber wäre ich mit zehn Leuten oder mehr unterwegs.

Womit vertreibst du dir gerne die Zeit, wenn du mal nicht mit der Musik beschäftigt bist? (Falls das überhaupt vorkommt)

Als Vater von drei Kindern wird man ziemlich auf Trab gehalten. Abgesehen davon koche ich sehr gerne, weil das dem Musizieren sehr ähnlich ist. Man kombiniert verschiedene Elemente zu einem harmonischen Ganzen. Außerdem liebe ich die Natur und die Berge.

In deiner Diskographie finden sich Stilanleihen aus vielen verschiedenen Genres wieder, die immer wieder neu interpretiert werden. Woraus beziehst du die Inspiration für diese zum Teil sehr außergewöhnlichen Kombinationen?

Dafür gibt es kein Standard-Rezept. Die Herangehensweisen sind so unterschiedlich wie die Sounds selber, die man in  den Titeln hört. Je mehr ich produziere, desto selektiver werde ich aber, da ich mich ungern wiederholen möchte. Das stellt allerdings selten ein Problem dar, weil es unzählige Sounds da draußen gibt, mit denen man arbeiten kann.

Kannst du uns schon eine Vorschau geben, was wir als nächstes aus dem [dunkelbunt]-Kosmos erwarten können? (Gibt es zum Beispiel neue Sounds, die du unbedingt gerne unterbringen möchtest?)

Ich bin gerade dabei viele Titel zu selektieren, da ich eine Compilation in den Startlöchern habe, die bald veröffentlicht wird und den schönen Namen ‚Bass of Asia‘ trägt. Davon wird es eine ganze Reihe geben, zum Beispiel mit Titeln wie ‚Bass of India‘ oder ‚Bass of Arabia‘.  Wie der Name schon vermuten lässt, wird diese Reihe sehr basslastig ausfallen.

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Interview online

 

⇒ Siehe auch: Tagestipp @ Weserkurier

Tagestipp Weserkurier, Bremen: [dunkelbunt] + Band LIVE, 07.06.2019

FACTBOX Bremen
[dunkelbunt] live + Band
Fr | 07.06.2019 | Konzert | ElectroSwing / World Music / Transglobal / Balkan / Gypsy
Lila Eule 07.06.2019
Beginn: 20.30 Uhr (Einlass 20:00 Uhr)
VVK: 15.- | AK: 17.- €
Facebook-Event
⇒ Lila Eule-Event

 

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Elektronische Zeitmaschine. Feature + Interview in: The Gap

In den 1990ern bist du nach Wien gezogen. Deine Musik war damals sehr von Kruder & Dorfmeister und Vienna Scientists beeinflusst. Welche österreichischen Musiker wirken heute auf dich?

Bevor ich nach Österreich kam, hörte ich auch K & D, das war aber mit meinem Umzug schlagartig vorbei. Denn in Wien lernte ich die Balkan Musik kennen. Also nicht unbedingt österreichische Musik, sondern in Wien praktizierte Musik und lebende Musiker. Harry Stojka, Tschuschenkapelle, Fabian Pollack, Walter Soyka, Otto Lechner, Barefoot Basement usw. Und jetzt ganz aktuell Marie Spaemann a.k.a. MELA.

Der Song “NDW” entstand schon vor 16 Jahren. Warum ist er erst jetzt auf “Mountain Jumper” zu hören?

NDW schrieb ich noch zur Schulzeit – schwänzte Deutschstunden, wo wir gerade das Buch “Nathan der Weise” lasen. Dafür steht NDW. Ich weiß heute nicht mehr was in mich gefahren war. Bei der Klassenarbeit schrieb ich die Partitur ins Heft und bekam eine sechs dafür. Ein paar Jahre später reichte ich die Partitur, bei der Aufnahmeprüfung zum Klavierstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst als theoretischen Teil ein und wurde zugelassen. Danach geriet der Song bei mir in Vergessenheit. Vor zwei Jahren begannen wir ihn mit der Band zu spielen und er passt gut in den Mountain Jumper Zyklus. Das ganze Album steckt voller Zitate aus meinem Leben.

⇒ Gesamter Artikel (The Gap, 26.01.2015)

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